Elektroantrieb und Camping – geht das? Und wie das geht! Endlich gibt es auch E-Campingfahrzeuge zu kaufen, mit denen sich auch ohne Verbrenner in den Urlaub kommen. Und das ist sicherlich nicht verfrüht. Dabei bringen die meisten Ausbauer Modelle auf Mercedes-Benz EQV oder VW ID.Buzz. Eine Ausnahme stellt der Iridium dar: Er basiert auf dem Ford E-Transit und ist ein großer Campingbus.
Studien, Concept-Cars und Showcars in puncto E-Mobility gibt's seit Jahren – was wirklich zählt, ist: Was können Interessierte tatsächlich kaufen? Allerdings sind nicht alle Konzepte von Elektro Campern Erfolgsstories. Wie ein paar Beispiele (siehe unten) zeigen, ist es wohl komplizierter als gedacht, einen Elektrocamper tatsächlich auf dem Markt zu etablieren.
Umso bemerkenswerter, dass es bei einigen Marken klappt in puncto E-Camper.
Elektro-Campingfahrzeuge auf dem Markt
promobil checkt, welche Hersteller im Run auf die neue Technologie aktuell die Nase vorn und schon Markt- und Serienreife erreicht haben.
Die folgenden vollelektrischen Campervans können Sie bereits kaufen. Eine Übersicht von A-Z.
Aktivcamper Aktiv 3
Der Aktiv 3 Ausbau von Aktivcamper ist nicht nur rein elektrisch, sondern vollkommen gasfrei. Statt auf einen Gaskocher setzt der Ausbauer auf ein elektrisches Induktionsfeld. Die leistungsstarke Batterie betreibt ebenfalls den 38-Liter-Dometic-Kühlschrank im Küchenmodul. Auch der 25 Liter Frisch- und 25 Liter Abwassertank sind hier untergebracht. Direkt hinter dem Küchenmodul ist ein flaches Sideboard mit Stautruhe und Kleiderschrank angeschlossen, die beide Stauraum im Camper bieten.
Geschlafen wird auf der umgeklappten Rückbank. Diese bietet eine Liegefläche von 1,35 × 1,95 Metern. Optional kann ein Aufstelldach geordert werden. Wer oben schläft, kann auf einer 1,95 × 1,20 Meter großen unterfederten Matratze gemütlich liegen.
Weitere Details zum Aktivcamper Aktiv 3 lesen Sie hier.
- Reichweite: 400 km (Herstellerangabe)
- Preis Ausbau: ab 11.690 für den Ausbau
- Preis Basisfahrzeug: ab 75.281 Euro (Mercedes-Benz EQV)
- Fazit: Mit dem EQV-Ausbau bringt Aktivcamper einen klassischen Grundriss, der also alles mitbringt, was Fans der Bulli-Größe sich wünschen. Und eben ein E-Basisfahrzeug. Klingt spannend!
Alpincamper VW ID.Buzz
Alle Vintage-Lover und Retro-Fans sollten sich den VW ID.Buzz-Ausbau von Alpincamper genauer anschauen. Im Zwei-Personen-Ausbau sind die Möbelfronten im schicken 70er-Jahre-Limetten-Grün gehalten. Der Küchenzeile steht auf der Fahrerseite ein Längssofa gegenüber, auf dem man sich tagsüber bequem fläzen kann. Nachts wird das Sofa ausgezogen und bietet eine Liegefläche von 1,20 × 1,95 Metern. Im Fahrzeug entsteht dank eines kleinen Hubdachs Stehhöhe.
Die Möglichkeit, ein Aufstelldach nachzurüsten, gibt es aktuell nicht. Die minimalistische Küche bietet ein elektrisches Kochfeld und eine kleine Spüle, die an den 12-Liter-Frischwassertank angeschlossen ist. Eine Kühlschublade befindet sich unter dem Sofa.
- Reichweite: 400 km (Herstellerangabe)
- Preis: ab 65.999 Euro
- Fazit: Mit seinem eigenständigen Look allein sorgt der Alpincamper-ID.Buzz für Aufsehen, außerdem ist er einer der allerersten Campingbusbauten auf dem Elektro-Van von VW. Wir sind gespannt, wie das in der Praxis funktionieren wird.
Black Forest Vans ID.Buzz
Einen weiteren ID.Buzz-Ausbau mit fahrerseitigem Längssofa bietet Ausbauer Black Forest Van. Das Massivholz, das im Ausbau für die Möbel und an den Wänden verwendet wird, kommt aus dem Schwarzwald. Da die Sitzbank eine L-Form hat, ist die Länge des ausgeklappten Sofas in der Schlaffunktion mit 2,10 × 1,46 Metern im Vergleich zur Konkurrenz sehr großzügig.
Im Küchenmodul befindet sich ein herausnehmbarer Induktionskocher, der an der frischen Luft genutzt werden kann. Ebenso sind hier ein Frisch- und Abwasserkanister mit jeweils 12 Liter und eine 30-Liter-Kühlbox integriert.
Unter Blackforest Vans ID.Buzz gibt es weitere Details zum Fahrzeug.
- Preis (Ausbau): 28.400 Euro
- Fazit: Der Blackforest-Ausbau ist super simpel, sieht aber schick aus und bietet alle Basisfunktionen, die sich Micro-Camping-Fans wünschen. Einen Komplettpreis gibt es aktuell noch nicht.
Iridium
Im Sommer 2025 soll er auf den Markt kommen: Der Iridium e-V25 ist ein vollelektrisches Wohnmobil auf Basis des Ford E-Transit, das emissionsfreies Reisen ermöglicht. Mit einer Leistung von 135 kW (184 PS) und optional 198 kW (269 PS) bietet der Hinterradantrieb Stabilität, auch bei voller Beladung. Die Reichweite beträgt bis zu 317 Kilometer, abhängig von Zuladung und Fahrweise, wobei eine Schnellladung von 15 auf 80 Prozent in nur 35 Minuten möglich ist.
Eine Sitzgruppe im Heck für bis zu vier Personen lässt sich nachts in ein 1,90 x 1,20 Meter großes Bett umwandeln. Die gasfreie Bordtechnik umfasst ein Induktionskochfeld und eine 100-Ah-Lithium-Bordbatterie, die für Autarkie sorgt.
- Preis: 129.000 Euro
- Fazit: Der Iridium e-V25 zeigt, dass emissionsfreies Camping bereits heute möglich ist, erfordert jedoch Kompromisse bei Reichweite und Preis
Pössl E-Vanster
Der Campingbus-Spezialist Pössl baut die beliebten Campster und Vanster auf Basis des Citroën Spacetourer. Die Aufstelldach-Camper gewannen rasant viele Interessierte, da sie günstig und sehr alltagstauglich daher kamen. Diese Erfolgsgeschichte will der Hersteller mit dem E-Spacetourer fortsetzen und ist einer der ersten Massenhersteller, der einen serienreifen Elektrocamper feil bietet. Das Konzept mit Aufstelldach ist eher minimalistisch ausgelegt.

Den E-Vanster konnte die promobil-Redaktion bereits mehrmals testen: Hier geht's zur ersten Fahrt im E-Vanster und hier zum ersten Praxistest des Elektrocamper E-Vanster.
- Reichweite E-Vanster: bis zu 360 km
- Preis E-Vanster: ab 49.999 Euro
- Fazit: Pössl prescht vor: Der Campingbus-Profi bringt vor allen anderen ein marktreifes Konzept auf den Markt, das in puncto Camping eher einfach gehalten ist, aber dafür grundsolide daherkommt.
Nordvan ID.Bee
Auch Nordvan präsentierte einen Ausbau des VW ID.Buzz mit dem Namen ID.Bee. Um dem Modellnamen treu zu bleiben, sind viele Details der Inneneinrichtung in Wabenform gehalten. Die weißen Möbel mit hellen Holzelementen wirken modern. Wie bei den Konkurrenzmodellen stehen sich Längssitzbank und Küchenmodul gegenüber.
Die Liegefläche ist mit 1,27 × 1,97 Metern jedoch kürzer und schmaler als bei den anderen hier vorgestellten Modellen. Was für das Fahrzeug spricht, ist die große Zuladungsreserve von 600 kg. Hier gibt es mehr zum ID.Bee.
- Reichweite: k.A.
- Preis: ab 63.900 Euro
- Fazit: Im ID.Buzz müssen Ausbauer mit wenig Platz klarkommen. Darunter leidet zum Beispiel die Größe der Liegefläche. Wer damit klarkommt, findet im ID.Bee einen schicken Möbelbau, der Mikro-Camper-mäßig den verfügbaren Raum schlau zu nutzen versucht.
Reimo EQV
Für den Ausbau des elektrischen EQV nutzt Reimo das bereits im Basisfahrzeug vorhandene Schienensystem. Auf diesen Schienen verbaut Reimo eine Schlafsitzbank und ein Küchenmodul mit angeschlossenem Schrank und ausklappbarem Tisch. Dank der zweiten Schiebetür besteht die Möglichkeit, auch außen am Fahrzeug zu kochen. Ein Aufstelldach aus eigenem Haus ermöglicht, dass bis zu vier Personen im Fahrzeug schlafen können. Kunden haben die Wahl zwischen zwei Längen und zwei unterschiedlich starken Batterie-Varianten des Mercedes-Benz EQV.
Weitere Details zum Fahrzeug lesen Sie hier.
- Reichweite: (für den EQV 250 mit einer 60 kWh Batterie) 213 bis 236 Kilometer
- Preis für den Ausbau: ab 6.700 Euro
- Fazit: Reimos EQV bekommt die klassischen Möbel des Herstellers. Die Sitzbank gibt es zum Beispiel auch im Salty Blue.
Tonke EQV
Mittlerweile hat Tonke bereits drei Modelle auf Basis des Mercedes-Benz EQV im Angebot. Damit bietet Tonke aktuell die größte Grundrissvielfalt für elektrische Campingfahrzeuge.
Die aktuellen Modelle tragen die Namen Adventure, Touring und Nomad. Unterschiede sind hier die Platzierung und die Ausstattung der Küchemodule. Im Modell Nomad lässt sich dieses beispielsweise mit wenigen Handgriffen in eine Außenküche umwandeln. Neu gibt es bei Tonke auch ein ID.Buzz-Modell.
- Reichweite: 300–400 Kilometer
- Preis: Adventure ab 84.513 Euro
- Fazit: Tonkes Lösung für den EQV ist allein wegen der heraus schwenkbaren Küche spannend.
Salty Blue Premium

Auf der CMT 2024 erstmals präsentiert wurde der Salty Blue Premium.
Einen gehobenen Ausbau des Mercedes-Benz EQV stellte Salty Premium Anfang 2024 auf der CMT vor. Die Möbelseite im Camper ist auf der Seite des Fahrers angebracht und zeigt sich auf einem Top-Niveau. Ambientebeleuchtung, Edelstahlspüle und schicke Rolltor-Schränke sind Teil des gut durchdachten Designkonzepts.
Neben Stauraum ist im Möbelmodul ein 50-Liter-Frischwassertank, ein 17-Liter-Abwassertank, und ein Kühlschrank untergebracht. Geschlafen wird auf der umgeklappten Rückbank oder im Aufstelldach. Den ganzen Artikel zum Salty Premium gibt es hier.
- Reichweite: 356 Kilometer
- Preis: ab 119.000 Euro
- Fazit: Noch ein kompletter EQV-Ausbau mit klassischem Grundriss. Der Preis ist hoch, das liegt aber auch am Basispreis für den EQV. Wir sind gespannt, den Salty Premium auf den Prüfstand zu bekommen.
Volkswagen ID.Buzz
Der elektrifizierte Bulli heißt ID.Buzz – bisher können alle CampingfreundInnen ihn mit einem passenden Möbelmodul der Firma Ququq direkt zum Campervan umbauen. Damit wird aus dem E-Bus im Handumdrehen ein E-Camper – einen ersten Fahreindruck des ID.Buzz konnte sich die promobil-Redaktion schon machen. Ausbauer wie Alpincamper oder Nordvan haben ihn schon ausgebaut.
- Reichweite ID Buzz: 450 km (im promobil-Test ermittelt)
- Preis ID Buzz plus Ququq-Box: 64.581 Euro
- Fazit: Wie bei Konkurrent Mercedes wartet man auch bei VW noch vergebens auf einen Komplettausbau des Autoherstellers. Dabei könnten Reichweite und Kult-Status des Elektrobusses wirklich eine Verlockung sein. Der nächste California kommt aber noch auf Multivan-Basis, mehr dazu hier.
E-Camper – kein einfacherer Markt
Diese elektrischen Versionen von Campervans, die vormals vorgestellt wurden, gibt's nicht mehr zu kaufen.
- Die Marke XBUS des Start-up Electric Brands aus Itzehoe stellte 2022 ein weiteres interessantes Konzept eines E-Campers vor. Das Basisfahrzeug eine Elektrovan-Eigenentwicklung. Das Unternehmen ging 2024 jedoch Pleite.
- Im Jahr 2023 stellte die Marke Bürstner das Konzept des Lineo Electric auf Basis des Ford E-Transit vor. Allerdings erreichte er niemals Serienreife und war nie bestellbar. Einen ersten Test des Lineo Electric können Sie hier nachlesen.
- Mercedes vertrieb für den Elektrovan EQV direkt ein Camping-Set von Sortimo. Die Sortimo AG verabschiedete sich allerdings zum 31.12.2024 vom Campingmarkt und konzentriert sich seitdem aufs Kerngeschäft von Fahrzeugeinrichtungen für Nutzfahrzeuge. Auch die Marco-Polo-Version zum Elektro-Hochdachkombi EQT ist bislang nur eine Studie.
- Ein Start-up aus Nienstädt bot auf Basis den Nissan NV 200 den Lightstern Sirius. Dieser ist nicht mehr erhältlich.
- Die Microcamper-Manufaktur Vanderer, die den Peugeot E-Rifter als Minicamper ausbaute, hat das Fahrzeug nicht mehr im Angebot.
- Die Erwin-Hymer-Gruppe hat ebenfalls einen Elektro-Campervan angekündigt und zeigte einen Crosscamp Flex als Studie. Den E-Camper auf Opel Zafira-E sollte es ab 2023 geben. Er schaffte es nie zur Marktreife.
Umrüstung von Verbrennern
Eine weitere Möglichkeit, zu einem elektrischen Campingfahrzeug zu kommen, ist der Umbau vom Spritschlucker zum Stromschlürfer. Der Motor eines Verbrenners wird einfach ausgebaut und an seiner Stelle ein E-Motor eingesetzt.
Auf diese Idee kamen bereits einige. Der Campingbus-Spezialist Flowcamper kooperiert mit dem Start-up Naext und baut aus einem VW-Transporter, der ehemals ein Postauto war, die E-Campervan-Version Flowcamper Frieda Volt. Preislich soll diese bei maximal 65.000 Euro landen.
Das Vermiet-Start-up Schau-aufs-Land hat erst in diesem Jahr ein Crowdfunding erfolgreich abgeschlossen, dessen Ziel wie folgt lautet: Einen VW T3 zum Elektro-Camper umbauen. Hier gibt's mehr Infos zum Elektro-Umbau des Bulli-Oldtimers.